ČT 2 (Tschechisches Fernsehen 2), Donnerstag 28. April 2011, 20:05 – bis 21:05 Uhr
Tschechischer Dokumentationsfilm: “Kriegsecho: Sag mir wo die Toten sind“
Der Dokumentationsfilm von David Vondráček – ebenso sein vorheriger Film „Töten auf tschechisch“ – fahndet nach Verbrechen während der so genannten wilden Vertreibung von Deutschen in der Zeit unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Zeugenaussagen bestätigen, dass überwiegend von Mitgliedern der wilden Revolutionsgarden an unterschiedlichsten Orten Verbrechen an Zivilisten begangen wurden. Der Autor findet Spuren von Massengräbern in denen die Opfer der damaligen Unrechtzeit verscharrt wurden. Am Anfang des Films wird an das Massaker bei Welboth bei Teplitz erinnert, der nächste Abschnitt befasst sich mit den Vorfällen in Suchenthal bei Luschnitz ab. Die Sequenz aus dem Prager Straschkau rekapituliert ungeheuerliche Ereignisse zu denen es im Juni 1945 im hiesigen Kino Vesna gekommen ist.
Auch Bewohner aus dem Adlergebirge berichten von den damaligen Ermordungen und Plünderungen. Die aufschlussreiche Dokumentation befasst sich darüber hinaus mit den drastischen Verhältnissen im Sammellager Hanke, welches für die Internierung von Deutschen in Mährisch-Ostrau eingerichtet wurde. Ferner geht sie auf die grundsätzlich unterschiedliche Behandlung der Angehörigen des Verlierervolkes in der sowjetischen und der amerikanischen Okkupationszone ein. Die Rekapitulation der damaligen Gräueltaten erwähnt auch die tragischen Ereignisse in Podersam, Bilin und Postelberg. Zu Vondraceks Dokumentation über eines der dunkelsten Kapitel unserer neuzeitlichen Geschichte, deren Titel durch das bekannte Lied von Marlene Dietrich inspiriert ist, äußern sich kritisch bekannte Persönlichkeiten wie Pfarrer Tomáš Halík, Senator Jaromír Štětina sowie der Abgeordnete Marek Benda. Der Autor geht durch Aussagen von Akteuren auch auf die psychologischen Motive für die damaligen Gewaltexzesse ein. Er sieht sie in der Feigheit der so genannten Partisanen, die, als es für sie kein Risiko bedeutete, auf die Seite des Siegers wechselten. Der Film appelliert an das Eingestehen von Schuld und an eine respektvolle Haltung gegenüber den Opfern der damaligen Ungerechtigkeit. Exemplarisch verweist er auf die Errichtung des Kreuzes in Postelberg als symbolisches Zeichen.
Jan Foll - http://tv.denik.cz/detail/zobraz/6213239
Übersetzt von Jan Šinágl, 21.4.2011
P.S.
Bezüglich Jedlova habe ich Strafanzeige erstattet und David Vondráček alle Dokumente und Informationen ausgehändigt. Die Untersuchungen der Polizei und Staatsanwaltschaft laufen seit 8 Monaten und ich hoffe, dass sie bald der Öffentlichkeit Ergebnisse präsentiert werden – es geht um 283 Toten von über 500 Vermissten im Adlergebirge. Dort wurden im letzten Jahr zufällig auf einem Friedhof menschlichen Überreste gefunden, die ohne weitere Untersuchungen, wie man sie nach dem Gesetz erwartet hätte, als 200 Jahre alte Knochen deklariert wurden! – Die Idee des Kreuzmahnmales stammt von dem Lehrer, Juristen und Kastellan Hr. Petr Zemanek. Nach Postelberg ist es schon das zweite Kreuz, das wir zusammen mit anderen aufgestellt haben – das erste bei Beraun, in der Region Mittelböhmen. Hr. Petr Zemanek ist einer der charaktervollsten Menschen, den ich kenne. Auf dem Bild steht er ganz oben links. J.Š.
Read more...