"Europas Aufgabe ist es nicht mehr und wird es nie sein, die Welt zu beherrschen, seine Idee von Wohlstand und Güte mit Gewalt zu verbreiten, der Welt seine Kultur aufzuzwingen oder sie gar zu lehren. Ihre einzige sinnvolle Aufgabe im kommenden Jahrhundert ist es, ihr bestes Selbst zu sein, das heißt, ihre eigenen besten geistigen Traditionen wiederzubeleben und in ihr eigenes Leben zu projizieren und so schöpferisch an der Schaffung einer neuen Art des Zusammenlebens in der Welt mitzuwirken."
Václav Havel
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Wer Geld hat, hat Macht und immer größere Begehrlichkeiten. Das Risiko besteht darin, den Kontakt zum gesunden Menschenverstand zu verlieren. Er wird allmählich selbst zum Opfer, ohne es zu wissen. Selbst wenn ein Politiker in gutem Glauben handelt, wird die Mehrheit den Preis dafür zahlen. Geld und die damit einhergehende Macht korrumpieren, nur wenige können sich dagegen wehren. Nur wenige anständige Menschen werden in ihre "Blase" eindringen, geschweige denn die geltenden Regeln ändern. Diejenigen, die nicht mitmachen, werden gekauft oder vernichtet. Hoffen wir, dass der Krieg in der Ukraine auch dazu beiträgt, diesen gefährlichen Trend zu stoppen und das Verhalten von Politikern zum Wohle Europas und der Zukunft der Welt zu ändern. Dies wird nicht ohne ein wachsendes bürgerschaftliches Engagement und ohne fähige Führungspersönlichkeiten geschehen. Dieser wichtige Artikel ist im SPIEGEL-Archiv nicht verfügbar. Er ist nicht einmal auf der Titelseite aufgeführt. Die Medien schweigen seit fast einem halben Jahr über die Korruption und die Ermittlungen. Hoffen wir, dass der Grund dafür die laufenden Ermittlungen sind und nicht das Interesse der Machthaber, den Fall in Vergessenheit geraten zu lassen. JŠ
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EUROPA Der SPIEGEL konnte Hunderte Seiten aus Ermittlungsakten einsehen, darunter Verhörprotokolle und vom Geheimdienst aufgezeichnete Gespräche. Sie erlauben eine Rekonstruktion des Korruptions-skandals im EU-Parlament - und lassen erahnen, dass er noch viel grosser sein konnte als bisher bekannt.
Dass Panzeris Netzwerk das einzige seiner Art in Brüssel ist, erscheint vielen kaum vor- stellbar. »Es gibt eine Reihe von Ländern, die sich langfristig und systematisch Einfluss ge kauft haben«, sagt die grüne Europaabgeordnete Viola von Cramon. Ausser Katar und Marokko seien dlas etwa Kasachstan, Aserbaidschan und Russland. »Das muss umfassend aufgeklärt werden. Es steht nicht weniger auf dem Spiel als die Glaubwürdigkeit der euro- paischen Demokratie.«
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