Mit der deutschen Historikerin Jana Osterkamp über die Parallelen zwischen der EU und Österreich-Ungarn, das Verhältnis von Franz Joseph I. zu den Tschechen und die historisch problematische Ukraine.
Lidovky.cz: Kann sich das heutige Europa ein Beispiel an Österreich-Ungarn nehmen? Was hat damals besser funktioniert als heute?
Obwohl wir heute keine Grenzen mehr haben, funktionierte die Mobilität damals noch besser, zumindest für die Mittel- und Oberschicht. Es war kein Problem, in anderen Ländern einen Arbeitsplatz zu finden. Oder vielleicht war die Bürokratie damals multinational. Die heutigen europäischen Beamten sitzen in Brüssel und reisen nicht durch Europa, während in Österreich-Ungarn jeder höhere Beamte eine Zeit lang in einem anderen Land gearbeitet und die verschiedenen Randgebiete kennen gelernt hat. Auf diese Weise machten sich die Beamten ein Bild vom gesamten Staatsgebilde, das mit den Gesellschaften der Länder verbunden war; sie verstanden, dass es nicht nur Wien und den Rest gab. Und drittens hatte Österreich-Ungarn eine gemeinsame mehrsprachige Armee, an der wir uns jetzt, zur Zeit des Krieges in der Ukraine, ein Beispiel nehmen sollten.
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