Geschrieben haben sie alle, die namhaften Zeitungen in Deutschland, über die Rede des Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Rudi Pawelka, beim diesjährigen Bundestreffen in Hannover im Juni 2013. Man findet allerdings kaum Textzitate. Pauschal ist von "antipolnischen Tönen" "Rückwärtsgewandter Rede" "Erwarteten Parolen"….. die Rede. Einige deutsche Politiker hatten ihre Teilnahme im Vorfeld abgesagt. Lediglich in der als rechtslastig geltenden Zeitung "Junge Freiheit", findet man den Wortlaut der in der Kritik stehenden Rede.
Ist die negative Presse-Bewertung der Pawelka-Rede sachlich gerechtfertigt oder handelt es sich eher um eine Distanzierung vom Vertriebenenthema insgesamt? Letzteres scheint der Fall zu sein. Man scheint nach Wegen zu suchen, dieses "lästige" und "arbeitsintensive" Thema loszuwerden. Denn nach sachlicher Auseinandersetzung mit dem Redetext muss man feststellen, dass die Beanstandungen ungerechtfertigt sind. Die Kritik scheint eher an frühere Vorurteile gegen die Person Pawelka anzuknüpfen, ohne bemerkt zu haben, dass auch R. Pawelka sich längst dem moderaten Ton der Vertriebenenszene angepasst hat. So stellte er sogar sein Redemanuskript vor dem Vortrag verschiedenen Personen zur Einsichtnahme und Kritik zu Verfügung. Die Rede ist insofern interessant, weil sie anhand von vielen Fallbeispielen aufzeigt, dass sich heute die meisten Vertreiberstaaten - anders als Polen und Tschechien - ihrer Vergangenheit stellen. Selbst wenn Deutschland aufgrund der Geschehnisse des 1. Weltkrieges immer noch unter "Bewährung" steht, so ist kein Grund ersichtlich, die Vertreibungsverbrechen an unschuldigen Deutschen unter den Teppich zu kehren. Die verschiedenen Teilnahmeabsagen können nicht anders gedeutet werden. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass nach dem Krieg kollektiv unzählige Vertreibungsverbrechen gegen die Menschlichkeit stattgefunden haben und die Opfer bis heute keine gerichtliche Rehabilitierung erfahren haben. Natürlich werden die Opferfamilien es weiterhin als schmerzhaft empfingen, wenn für sie bei öffentlichen Staatsbesuchen in den Vertreiberstaaten kein Kranz niedergelegt wird, wenn die Entschädigung deutscher Zwangsarbeit im Osten kein Thema sein darf, u.s.w…"Wir machen einseitig Versöhnung, das bringt auf Dauer nichts", sagte Pawelka, "Wir haben uns vielfach entschuldigt." Er sehe aber auch "erste Schritte hin zu einer echten Versöhnung". Es ist kaum nachvollziehbar, dass solchen Äußerungen kein Raum mehr gegeben werden soll.
Jan Šinágl, 22.7.2013
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