20 Jahre nach der Trennung
Rudolf Hermann, Bratislava/Prag
«Wenn ich nach Prag fahre für ein Wochenende, habe ich Euro in der Tasche», sagt Vladimir Vano. Ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. Der Euro sei eine harte und respektierte Währung wie früher die Deutsche Mark und es sei ein besonderes Gefühl, sie zu besitzen, fügt er an.
Ungleiche Voraussetzungen
Vano ist Slowake. Mit Geld kennt er sich aus, denn er ist Chefökonom der slowakischen Tochtergesellschaft der Österreichischen Volksbank. Dass die Gemeinschaftswährung schwierige Zeiten durchlebt, ficht ihn nicht an. Für die Slowakei, so wird aus dem Gespräch mit ihm schnell klar, war und ist die Mitgliedschaft in der Euro-Zone ein grosses Plus und auf gewisse Weise die Krönung eines spektakulären Reformwegs.
Als die Tschechische und die Slowakische Republik, zuvor vereint im gemeinsamen Staat Tschechoslowakei, Anfang 1993 getrennte Wege gingen, war ein solcher Reformerfolg des östlichen der beiden früheren Landesteile keineswegs gesichert gewesen. Die Slowakei brachte deutlich schlechtere Voraussetzungen für dringend nötige Wirtschaftsreformen mit als die Tschechische Republik. Sie hatte einen kleinen Heimmarkt mit bloss 5 Mio. Einwohnern (Tschechien 10 Mio.) und war vor der Entstehung der Tschechoslowakei im Zuge des Zerfalls der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie stark agrarisch geprägt gewesen. Ein gebirgiges Land von etwa der Fläche der Schweiz, waren viele ihrer Verkehrswege kompliziert und beschwerlich.
Industrielle Tradition
Nach der Machtergreifung der Kommunisten wurde die Slowakei in forciertem Tempo industrialisiert. Sie erhielt Grossbetriebe der Rüstungs- und Schwerindustrie, die in Tälern der Karpaten vor den Blicken des Westens versteckt wurden. Die entstehende Wirtschaftsstruktur war der Slowakei aufgepfropft und nicht organisch gewachsen. Dies wiederum stellte sich beim Kollaps des Kommunismus als grosse Hypothek heraus. Die schwerindustriellen Betriebe, deren Produkte zuvor in den abgeschotteten Comecon-Markt gegangen waren, konnten im Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt nicht bestehen. …
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