Dieses Ereignis wird heute kaum mediale Beachtung finden. Zu unspektakulär ist der Demonstrationszug vom mährischen Brünn / Brno ins grenznahe Pohrlitz / Pohořelice. Niemand wird sich auf der Straße festkleben, wenn Tschechen und Sudetendeutsche gemeinsam der 20.000 Menschen gedenken, die am Fronleichnamstag 1945 auf den „Brünner Todesmarsch“ geschickt wurden — ein Viertel von ihnen tatsächlich in den Tod. Trotzdem schworen die Sudetendeutschen schon 1950 in ihrer Charta jeglichem Vergeltungsdenken ab und sich selbst auf ein geeintes Europa ein. Sie nahmen es hin, in Prag auch noch lange nach dem Fall des Kommunismus Nazis geschimpft zu werden. Sie freuen sich, dass inzwischen tschechische Politiker zu Pfingsten den Sudetendeutschen Tag besuchen. Heuer haben sie dabei sogar die tschechische Nationalhymne — mit dem auf Vertriebene wie ein Hohn wirkenden Titel „Wo ist meine Heimat?“ — abgespielt. Was haben sie dafür bekommen? Weder die Aufhebung der Beneš-Dekrete (der Unrechtsgrundlage der Vertreibung), noch des Gesetzes, das Morde an Sudetendeutschen straffrei stellt. Ganz zu schweigen von Restitutionen. Um des lieben Friedens willen haben die Sudetendeutschen alle Zumutungen geschluckt. Wer wenn nicht sie verdienten dafür den Friedensnobelpreis? Sie werden ihn aber nicht bekommen. Einfach zu unspektakulär...
Manfred Maurer
Manfred Maurers Kolumne erschien am 24.6. im OÖ-Volksblatt.
Sudetenpost
26.6.2023
Read more...