Präsident Pavel: Ein traumatisierender Moment der Geschichte Als der Kreml die Panzer schickte.
Eine Erinnerung an den tschechischen General Lew Prchala.
Sein Name ist heute nicht so bekannt wie der seines Landsmannes Václav Havel, aber an General Lev Prchala können sich Prager Politiker ein Beispiel nehmen. Warum? Weil Prchala einer der ersten prominenten Tschechen war, die den Sudetendeutschen die Hand hinstreckten. Und zwar lange vor dem Dichterpräsidenten. Der General war beteiligt an der Erklärung, die als „Wiesbadener Abkommen“ in die Nachkriegsgeschichte einging, unterzeichnet am 4. August 1950, einen Tag vor der Charta von Stuttgart. Gegen das Abkommen, das vor Kollektivschuld- und Rachegedanken warnte, gab es damals von tschechoslowakischer Seite wüste Hetze. In dortigen Medien wurde Prchala, Vorsitzender des 1940 im Londoner Exil gegründeten „Tschechischen Nationalausschusses“, als faschistischer Emigrantengeneral bezeichnet. Selbst Mitglieder des katholischen Exils beteiligten sich an der Verleumdungskampagne. Der General ließ sich durch diese Störmanöver nicht von seinem Kurs der Verständigung abbringen. „Ich fühle mich verpflichtet“, sagte er im selben Jahr, 1950, in einer Rede auf der „Weltkonferenz für moralische Aufrüstung“ im schweizerischen Ort Caux, „die Sünden, die mein Volk gegenüber dem Nachbarvolk begangen hat, nicht nur zu bekennen. Ich möchte mich bei meinen sudetendeutschen Freunden dafür entschuldigen, besonders für das Unrecht, das wir Tschechen ihnen angetan haben. Ich verspreche, alles zu tun, um den Schaden, den wir ihnen zugefügt haben, wieder gut zu machen und mit ihnen eine bessere und glücklichere Zukunft im Geiste von Caux aufbauen“.Ein Jahr später, Ende Juli 1951, sprach der General auf einer von der Ackermann-Gemeinde in Königstein (Taunus) organisierten Tagung: „Allen Schwierigkeiten zum Trotz ist es unsere heilige Pflicht, auch weiterhin für die Freiheit der Menschen, für das Recht der Völker auf ihr Selbstbestimmungsrecht, für eine freiwillige Föderation der Völker Europas und damit für eine freie und glückliche Heimat zu kämpfen. Unseren Kampf führen wir im Geiste tausendjährigerchristlicher Tradition und Verpflichtung nicht nur unseres Volkes, sondern des gesamten Abendlandes. In Europa haben wir Platz genug, wenn wir nur als Europäer denken und wenn wir wie zivilisierte Menschen handeln.“Und dann folgte ein Satz, der noch heute aktuell ist: „Jedem das Recht auf seine Heimat anzuerkennen, ist eine der ersten Vorbedingungen eines solchen Denkens und Handelns.“ Denn das sei Recht und Moral. „Und wo Moral und das Recht herrschen, dort wird auch Frieden sein.“
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