Andrej Babis: „Ich bin weder Berlusconi noch Trump. Ich bin Babis.“
Der Milliardär Andrej Babis gewann die Wahl in Tschechien und wird neuer Regierungschef. Ein FOCUS-Gespräch über Gegner, das Kräfteverhältnis in Europa und die Flüchtlingskrise.
Der Mann kommt gut präpariert zum Interview, mit Fotos seiner Gegner und einem dicken, handgeschriebenen Terminkalender. „Der ist sicher“, sagt er und grinst. Andrej Babis, 63, Milliardär und Tschechiens designierter Premier, ist einer der umstrittensten Politiker des Landes. Aber seine erst 2011 gegründete Bürgerbewegung ANO („Ja, es wird besser“) hat bei der vergangenen Wahl Sozialdemokraten und die konservative ODS mit 30 Prozent vom Platz gefegt. Koalieren wollen sie aber nicht mit dem Enfant terrible: Die einen begründen es mit seiner angeblichen Kooperation mit der tschechoslowakischen Staatssicherheit, die anderen mit einer Untersuchung wegen EU-Subventionsbetrugs. Babis soll 1,8 Millionen Euro unrechtmäßig für eine Freizeitanlage („Storchennest“) eingestrichen haben. Wegen einer Steuertrickserei musste der gebürtige Slowake zudem als Finanzminister im Mai zurücktreten. An Selbstbewusstsein mangelt es Babis dennoch nicht: Er sei gut, sagt er in fließendem Deutsch. Warum hätten ihn die Tschechen sonst gewählt?
FOCUS: Sie werden mit US-Präsident Donald Trump und Italiens früherem Regierungschef Silvio Berlusconi verglichen. Welcher Vergleich gefällt Ihnen besser?
Andrej Babis: Keiner. Ich besitze keine Fernsehsender wie Berlusconi. Und ich bin nicht bankrott gegangen wie Trump. Ich habe eine Firma aufgebaut, für die ich hart gearbeitet habe. Die musste ich abgeben, in einen Treuhandfonds, weil die traditionellen Parteien eine „Lex Babis“ beschlossen haben. Deshalb habe ich keinen Einfluss mehr auf meine Firma. Der Vergleich sitzt also nicht. Ich bin weder Berlusconi noch Trump. Ich bin Babis.
J.Š.20.11.2017
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