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Kategorie: Deutsche Artikel

Am frühen Abend des Mittwochs am  23. Februar 2011 soll gemäss der Verlautbarung der Organisatoren eine laute Kundgebung vor dem Theater in Novy Bor stattfinden, an der mindestens 100 Gegner des Denkmals für erschossene Deutsche teilnehmen. An diesem Abend ist in der Stadt das Schauspielstudio aus Usti  mit der Aufführung des kontroversen Stückes  des örtlichen Autors Jan Tichy „32 Stunden zwischen dem Hund und dem Wolf“ zu Gast.

Das Stück spielt im Jahr 1945, als man in Novy Bor acht Deutsche erschossen hat. Warum wollen die Vertreter des Ortsverein Suverenita und der Kreisorganisation der Freiheitskämpfer protestieren ?

Der deutschfreundliche  Autor Jan Tichy schrieb ein kleines gleichnamiges Literaturstück, das sogar verfilmt werden soll. Es handele sich um ein in Göbbelsart aufgearbeitetes Ereignis aus der Zeit nach dem Krieg 1945 in Novy Bor, wo während des Standrechts acht Nazis aus Novy Bor wegen des Besitzes von Militärwaffen hingerichtet wurden, schreibt einer der ältesten Organisatoren Zbynek Cincibus in seinem Aufruf. Er meint,  der Autor schmücke alle Akteure der Geschichte mit dem Glanz der Unschuld.

Zur Erinnerung: Im Juni 1945 durchsuchten Angehörige der tschechoslowakischen Armee in Bor einige Häuser, in welchen sie angeblich Waffen fanden. Deren Besitzer wurden daraufhin erschossen. Den  Schriftsteller Jan Tichy ergriff diese Geschichte.

Das Buch und ein Denkmal, dessen Aufstellung die Stadtvertretung von Novy Bor befürwortet haben, sollten einen dicken Strich unter die Vergangenheit ziehen. Es trat aber genau das  Gegenteil ein. Sie wurden zum Motiv vieler Angriffe und Streitereien seitens der Denkmalgegner. Die Streitigkeiten spielten sich vorwiegend in der Stadtvertretung ab. Einige Male mussten die Stadtpolizisten eingreifen.

Wegen der Aufführung  soll sogar Bobošíková kommen

Die Novelle, die in tschechisch und deutsch herauskam, bewegte den Regisseur des Schauspielstudios Filip Nuckolls.

„Die Geschichte erzählt Dinge, die während der Vertreibung willkürlich geschahen, keine Logik hatten und  keine Gerechtigkeit. Selbst anständige Menschen verwandelten sich in Tiere“, sagte der Regisseur nach der Premiere im September 2010 in Usti nad Labem. Auch die Premiere blieb nicht ohne Proteste.

„Zwei Stunden vor dem Vorstellungsbeginn werden wir eine Pressekonferenz abhalten, danach werden wir uns vors Theater setzen. Der 92-jährige General Bér wird kommen, um uns zu unterstützen. Auch Jana Bobošíková und weitere Politiker und Autoren der Petition gegen das Denkmal, die schon tausende von Leuten unterschrieben haben“, informiert Josef Doškář aus Novy Bor über die Kundgebung.

Auf die Frage, ob er auch die Vorstellung besuche, antwortete er schroff: „Nee, ich besuche keine Veranstaltungen mit Geschichten über die braven Hitlers.“

Für einige Leute ist der Krieg noch nicht zu Ende.

Der Schriftsteller und Publizist Jan Tichý interessierte sich für die nach dem Krieg erschossenen Deutschen zuerst nur als Journalist. Später überzeugte ihn sein Studienfreund und Verleger Jiří Tomáš davon, dass er über das Thema eine Novelle schreiben solle. Sie erschien 2007 unter dem Titel „32 Stunden zwischen dem Hund und dem Wolf“ .

Sein Buch erschien gleichzeitig in tschechisch und deutsch. Haben Sie Erkenntnisse darüber, wie es in Deutschland angekommen ist ?

Die deutsche Version ist bereits seit einiger Zeit vergriffen, sie wurde mit einigen Artikeln kommentiert. Am meisten habe ich mich über Zuschriften älterer Zeitgenossen gefreut, die bestätigten, dass ich die Nachkriegsstimmung wahrheitsgetreu beschrieben habe. Eine kaufte das Buch für ihre Enkel.

Wo sehen sie den Grund dafür, dass das Buch noch fast siebzig Jahren nach dem Kriegsende solche Emotionen hervorruft?

Für einige Bürger ist der Krieg noch nicht zu Ende, insbesondere wenn ein Grabstein für neun gepeinigte und erschossene Deutsche so empört. Wahrscheinlich stehen viele heute noch unter dem Einfluss der Propagande, die wir vom vergangenen Regime eingeimpft bekamen. Wenn Jan Zahradil oder Jana Bobošíková ähnliche Standpunkte verbreiten, ist es kein Wunder, dass auch einige Einwohner von Bor das glauben. Aber Deutschland ist schon lange nicht mehr ein Staat voller Revanchisten. Heute gibt es für damaligen Hass keinen Grund.

http://liberec.idnes.cz/kvuli-dramatu-o-postrilenych-nemcich-se-v-novem-boru-chysta-demonstrace-1ok-/liberec-zpravy.asp?c=A110215_1532738_liberec-zpravy_oks

 

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