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Kategorie: Deutsche Artikel

Wenn es um die Beneš-Dekrete geht, dann sind nach der Meinung des slowakischen Europaabgeordneten Pál Csáky die Tschechen zu den Sudetendeutschen großzügiger als die Slowaken zu den Ungarn. In der populären tschechischen Tageszeitung „Mf dnes“ erschien kürzlich ein ganzseitiges Interview des Journalisten Luboš Palata mit dem slowakischen Europaabgeordneten Pál Csáky (Partei der ungarischen Gemeinschaft/ MK).

Mit den Verhältnissen in der Slowakei zeigt sich Csáky sehr unzufrieden, obwohl die slowakisch-ungarische Partei Híd/ Most/ Brücke ein Bestandteil der slowakischen Regierung ist. Híds Anwesenheit demoralisiere nur die slowakische Gesellschaft, sagte der Parlamentarier aus der anderen ungarischen (und Konkurrenz-)  Partei MK.

 

Ja, es stimmt, die wirtschaftlichen Daten der Slowakei sehen vielleicht besser aus wie in Ungarn, aber im Süden der Slowakei, wo die ethnischen Ungarn leben, ist die Lage anders: gerade die slowakischen Ungarn haben schlimmere Lebensbedingungen als die ethnischen Slowaken, die im Norden der Slowakei ihre Heimat haben.

Zugleich vergisst Csáky nicht, die Verhältnisse in Ungarn zu kritisieren. Ganz besonders, wenn es um das Thema Migration und die künstliche Problematisierung dieses Prozesses geht.

Csáky sagt klar, dass seine Partei die Aufhebung der Beneš-Dekrete in der Slowakei fordert, allerdings nicht alle Dekrete sondern nur jene vierzehn, die die ethnischen Ungarn in der damaligen Tschechoslowakei und die Sudetendeutschen betreffen. Es geht ihm um „eine symbolische Aufhebung, weil rechtlich gesehen hätte es keine Wirkung mehr“.

Der Europaabgeordnete kritisiert auch die Tatsache, dass das slowakische Parlament sich bereits 1990 bei den vertriebenen slowakischen Deutschen entschuldigte, aber bis heute hat man es bei den ethnischen Ungarn nicht getan.

Zugleich erinnert Csáky an die Gesten, die der damalige Staatspräsident Václav Havel bereits nach der Samtenen Revolution gemacht hat und auch an Pavel Bělobrádek (KDU-ČSL) bzw. Petr Nečas (ODS) mit ihren Bemühungen um ein gutes sudetendeutsch-tschechisches Verhältnis.

Gemäß Csáky haben sich die Slowaken nicht nur bei den Karpatendeutschen, sondern auch bei den Juden entschuldigt, dagegen niemals bei den ethnischen Ungarn: „Sie tun so, als ob sie das Problem mit den Dekreten nicht sehen, es existiert für sie einfach nicht“.

Ein Teil der Ungarn wurde zwar nicht im echten Sinn des Wortes vertrieben, sondern im Rahmen eines „Bevölkerungsaustausches“ zum Abgang nach Ungarn gezwungen.

„Aber auch gegen die Ungarn wurden die Beneš-Dekrete und die Kollektivschuld benutzt. Vier Jahre ohne Schulen, ohne eigene Zeitungen, sie durften nicht normal arbeiten, man hat ihnen das Eigentum entnommen, alle Rechte, de facto existierten sie nicht“.

Wenn es um die Kompensation des verlorenen Eigentums geht, dann ist Csákys Vorschlag nach der Aufhebung der Dekrete, „dass wir auf diese Ansprüche verzichten“, aber vielleicht sollte wie im Fall der Juden eine Art Fonds mit vierzig Millionen Euro gegründet werden, um daraus die Bedürfnisse der ungarischen Minderheit in der Slowakei zusätzlich zu finanzieren.

Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)                               

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Web: www.sudeten.at

18.7.2017

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